Jan Svenungsson

Sander, Gisbert. "Schornstein als Skulptur",

in: Westfälischer Anzeiger, 16.7.2008


Er ist nicht auf den ersten Blick als Kunstwerk erkennbar, der Schornstein, der auf dem Hof der Verwaltungstraktes der Firma Jäckering entstanden ist. 18 Meter ist das Backstein-Bauwerk hoch und wirkt auf den ersten Blick wie das Relikt eines Industriebetriebes. Erst auf den zweiten Blick wird erkennbar, dass er keine Funktion in dem Sinn hat, wie sie Schornsteinen allgemein beigemessen wird.

Eine Funktion hat das Werk, das am Freitag, 18. Juli, um 18.18 Uhr offiziell eingeweiht wird, trotzdem für seinen Schöpfer: "Das ist eine Skulptur in Form eines Schornsteins, eine darstellende Skulptur mit der Funktion eines Kunstwerkes", sagt Jan Svenungsson. Weil es sein neuntes Objekt dieser Art ist, nennt er es auch "Der neunte Schornstein".

Architektur hat den 1961 im schwedischen Lund geborenen, in Berlin lebenden Künstler schon früh interessiert. Auf die Idee, seinen ersten Schlot zu bauen, kam er 1992 im Zusammenhang mit einer Ausstellung verfremdeter Schornstein-Fotografien in Stockholm; er wollte die Ausmaße in der dritten Dimension verdeutlichen und eine Bezugsachse vom Inneren des Ausstellungsraumes nach draußen schaffen. Seitdem installiert Svenungsson Schornsteine in diverse Umgebungen - und jeder ist einen Meter höher als der vorherige. Svenungsson sieht sich selbst als Konzeptkünst1er, der sein Anliegen in unterschiedlichen Medien vermittelt.

Zwei Dinge interessieren den 46-Jährigen besonders an diesen Skulpturen: die Beziehung des "Turmes" zu seiner Umgebung und die unterschiedlichen Reaktionen der Betrachter. "So ein Werk verändert die Umgebung", sagt er. Den Mut, dieses unkonventionelle Kunstwerk bauen zu lassen, hatte Michael Andreae-Jäckering, nachdem ihn eine Kölner Galerie auf den Künstler aufmerksam gemacht hatte: "Diese Art einer Skulptur hat mich fasziniert, weil dies ein Projekt für keinen normalen Kunstsammler ist und man es niemals wird verkaufen können, weil es nicht versetzt werden kann." Deshalb bezeichnet Svenungsson seinen Schornstein auch als "radikales Kunstwerk" und gibt zu, dass er froh sei, wenn sich von Zeit zu Zeit in Investor findet.

Für Andreae-Jäckering ist mit dem Gelände am Vorsterhauser Weg 46 der ideale Ort gefunden worden, weil es sich hier um ein ehemaliges Industriegelände handelt. Jetzt korrespondiert der Schlot mit dem alten Bunker und dem Verwaltungsgebäude, in deren Mitte er aufragt. Die Einweihung ist übrigens

öffentlich.

Gisbert Sander