Jan Svenungsson

Henkel, Katharina. “Zwischen Abstraktion und Erzählung. Bild(er)findungen im Holzschnitt von 1945 bis zur Gegenwart” in: Stege, Grate, Inseln – Holzschnitte von Edvard Munch bis heute, Kunsthalle Emden/Kehrer, 2008

(...) Wenngleich der konzeptionelle Ansatz von dem Schweden Jan Svenungsson (*1961) ein ganz anderer als der von Gertsch oder Baumgartner ist, entstehen auch seine Holzschnitte auf der Grundlage einer Abbildung der zuvor verfremdeten Realität. In seinem sehr vielseitigen Schaffen untersucht er das Verhältnis zwischen Original und Kopie, zwischen Urbild und Abbild.

Svenungsson hat eine Passion für Schornsteine. Der erste wurde 1992 als Abbild eines real existierenden Schornsteins nach einem Foto vor dem Moderna Museet Stockholm nachgebaut. In einem Ausstellungsraum, durch dessen Fenster der Schlot zu sehen war, wurden parallel Fotografien des Objekts gezeigt. Nach diesen Aufnahmen wurden die Holzschnitte von vier Stücken gefertigt. Der Druck des Stockholm-Projekts erinnert stark an vergrößerte Rasterdrucke, die dem Betrachter vom verdruckten Zeitungsdruck bekannt sind. Beim Druckverfahren werden alle Bunttöne durch Überlagerung der vier Druckfarben Gelb, Rot, Blau und Schwarz erzeugt. Für jede dieser Farben hat Svenungsson einen Druckstock geschnitten, die einzelnen Farbpunkte liegen aber bewusst nicht über-, sondern leicht versetzt nebeneinander, so dass das Abbild zwar noch realistisch, zugleich aber wie stark vergrößert und unscharf zu lesen ist. Ähnlich wie Baumgartner arbeitet auch der Schwede mit dem Effekt des Flimmerns und der Unschärfe, der sich erst mit dem Zurücktreten vom Bild mildert.

Anders als Svenungsson, der von der Zweidimensionalität des Fotos kommt und danach ein dreidimensionales Gebäude errichtet, das er nach einem weiteren Foto in den Holzschnitt überträgt, geht Jan Brokof...

Katharina Henkel